Biotop
Auch in biologischer Hinsicht offenbart sich die Tongrube der Alten Ziegelei Westeregeln mit ihrer Flora und Fauna sowie ihren Feuchtflecken als zu entdeckender Trocken- und Feuchtbiotop. Hier stehen Eseldistel, Schwarze Königskerze, Blauer Gauchheil oder Gemeiner Natterkopf, aber auch das auf der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt stehende Sand-Stiefmütterchen und der Glanzlose Ehrenpreis. Wechselkröte, Zauneidechse, Waldkauz und Rohrweihe haben neben Kleinlebewesen wie Faltern und Libellen einen idealen Lebensraum gefunden.
geotop
Der Untergrund von Westeregeln wird von der geologischen Struktur des Staßfurt-Egelner-Sattels geprägt. Durch Aufstieg (Halokinese) des Zechsteinsalinars entstand im Mesozoikum ein lang gestreckter Salzsattel (Diapir), der von Güsten im Südosten bis in den Raum Helmstedt im Nordwesten zu verfolgen ist. Im Raum Westeregeln haben die Gesteine des Zechsteins die mesozoischen Deckschichten durchbrochen und sind bis zur Erdoberfläche aufgestiegen. Dieser Prozess hält bis in die Gegenwart an. An den Sattelflanken wurden dabei die Schichten des Buntsandsteins steil aufgerichtet. Dort, wo das Salz die Erdoberfläche erreichte, wurde es vom Grundwasser aufgelöst (Subrosion). Zurückgeblieben sind so genannte Residualgesteine aus Gips, die den „cap rock“ beziehungsweise Gipshut bilden. Zusammen mit dem Hauptanhydrit bedecken sie den Salzstock. Dadurch wird die weitere Auflösung des Salzdiapirs weitgehend gehemmt. Durch die jahrzehntelangen bergbaulichen Aktivitäten der Gips- und Tongewinnung wurden die Gesteine und ihre besonderen Lagerungsverhältnisse sichtbar und bieten somit nicht nur Geologen einen anschaulichen Blick in das Buch der Erdgeschichte. Für die Fachleute ist besonders interessant, dass in der Tongrube die Grenze zwischen Zechstein und Unterem Buntsandstein aufgeschlossen ist. Aufschlüsse im cap rock eines Diapirs sind in unserer Region selten, deshalb sind die zum Teil noch gut erhaltenen Wände der Gipsabbau besonders beliebte Studienobjekte für Exkursionen von Geowissenschaftlern. Hinzu kommt, dass der Gips in der jüngeren geologischen Vergangenheit verkarstet ist. Es bildeten sich Schlotten und kleine Höhlen. Die Hohlräume wurden am Ende der Eiszeit durch Wind und Regenwasser zum Teil mit Sand und Staub gefüllt. Gleichzeitig wurden Knochen einer eiszeitlichen Tierwelt eingespült und somit für die Nachwelt konserviert. Bereits um 1870 erforschte A. Nehring diese fossilen Zeugnisse einer kaltzeitlichen Steppenlandschaft einschließlich von Hinterlassenschaften des Steinzeitmenschen. Die Knochenfunde waren damals so reichlich, dass man diese nach Staßfurt in die Knochenmühle schaffte. Klimazeugnisse (unter anderem Eiskeilnetze, Würgeböden, und Fliesserden (Solifluktion) für eiszeitlichen Dauerfrostboden, wie er sich zum Beispiel im nördlichen Sibirien beobachten lässt, sind instruktiv in den Deckschichten der Tongrube zu beobachten.
Im Verlauf des erdgeschichtlichen Mittelalters legten sich bei weiterem Absinken über die Zechsteinschichten bunte, sandige Kalke und rote Letten ab. Im Sattelbereich und dessen unmittelbaren Flanken sind die Buntsandsteingeschichten durch den Salzaufstieg (atektonisch) steil aufgerichtet. Im Bereich der Alten Ziegelei Westeregel sowie in der Zufahrt zur Grube steht der vergipste Haupthydrit (A3) oberflächennah an.
Unmittelbar nach Nordosten ist der Bröckelschiefer aufgeschlossen. Sein Einfallen beträgt hier etwa 90° (z. T. leicht überkippt). Mit zunehmender Entfernung von Sattel nimmt das Schichteinfallen ab und es sind Horizonte des unteren Buntsandsteins anzutreffen. Mit Ende der großen Eiszeit setzt sich im flacher werdenden Wasser schwarzer, fettiger Ton ab, der an einzelnen Stellen zur Ziegelfabrikation Verwendung fand.